exito AlpenCross 2023, Juf im Avers - Vals
6. Etappe auf dem Weg vom Allgäu nach Nizza
01. August 2023
Im Juli 2023 fand die 6. Etappe unserer mehrjährigen Alpenüberquerung #exitoAlpenCross vom Allgäu nach Nizza statt. Ein echtes Fernwander-Abenteuer durch fünf Länder – zunächst fünf Etappen in den Ostalpen und dann voraussichtlich 10-12 Etappen durch die gesamten Westalpen bis ans Mittelmeer. Eine Etappe besteht jedes Jahr standardmäßig aus vier oder fünf Tagestouren - als Herbergen dienen im Normalfall Alpenvereinshütten, teilweise auch private Berghäuser. Die Alpenüberquerung folgt keinem bestimmten Weitwanderweg, sondern ist komplett selbst zusammengestellt. Die Route führt nicht möglichst schnell nach Nizza, sondern hat den Anspruch, landschaftlich besonders reizvoll und abwechslungsreich zu sein. Die Tagesetappen sind mit bis zu neun Stunden konditionell fordernd, die Wege durchaus technisch anspruchsvoll. Alles in allem eine echte Herausforderung für unsere Gipfelstürmer.
Die ersten zwei Etappen führten uns 2017 und 2018 durch die Allgäuer Alpen, im ersten Jahr von Pfronten nach Oberstdorf, im zweiten Jahr von Oberstdorf über das Kleinwalsertal nach Au in den Bregenzer Wald. 2019 folgte eine Etappe durch das Lechquellengebirge und das Verwall, von Au im Bregenzerwald nach Bartholomäberg im Montafon. 2020 musste das Abenteuer auf Grund der Corona-Pandemie pausieren. Nach einem Jahr Unterbrechung wanderten unsere Gipfelstürmer 2021 im Rätikon und der Silvretta von Bartholomäberg bis zum Berghaus Vereina. Kurz nach der Tilisunahütte überquerte die Weitwandergruppe erstmals die Grenze zur Schweiz und bewegte sich fortan im Kanton Graubünden. Eigentlich hätte die 4. Etappe 2021 bis zum Flüelapass geführt - die Natur machte unseren Gipfelstürmern jedoch einen Strich durch die Rechnung. Kurz vor den Jöriseen wurde unser Team von Blitz und Donner gestoppt, so dass die 4. Etappe offiziell am Berghaus Vereina beendet wurde. Auf der 5. Etappe 2022 vom Berghaus Vereina nach Juf wurde das fehlende Wegstück bis zum Flüelapass nachgeholt. Es entstand eine extra-anspruchsvolle 5-Tages-Etappe mit über 5.000 Höhenmetern vom Berghaus Vereina bis nach Juf im Avers - zunächst in der Silvretta, dann in den Albula-Alpen und ab Bivio in der Plattagruppe. Dieses Jahr stand auf der 6. Etappe bezüglich der Streckenführung ein Novum auf dem Programm. Erstmals führte die Route aus Graubünden hinein nach Norditalien. Zwei Tage erlebten unsere Wanderer in der Provinz Sondrio der norditalienischen Region Lombardei nicht nur wenig begangene, wilde Pfade, sondern auch die ganz spezielle italienische Gastfreundschaft. Die ersten 2,5 Tage ging es durch die Platta-Gruppe, zunächst von Juf aus durch das Avers-Tal bis Cröt. Über den Passo di Scengio führte die Route ins Valle di Lei und von dort über den Pass da Niemet nach Montespluga. Auf dem Splügenpass betraten unsere Gipfelstürmer wieder den Kanton Graubünden und damit Schweizer Boden. Im Hinterrheintal bei Splügen (Region Viamala) stand die Gruppe dann auf der Grenze zwischen Ostalpen und Westalpen sowie gleichzeitig auf dem Weg von der Platta-Gruppe in die Adula-Alpen. Über den Safierberg ging es zunächst Richtung Norden hinein ins Safiental in die Region Surselva. Am letzten Tag orientierten sich unsere Weitwanderer dann wieder in Richtung Westen – über den Tomülpass führte die Route vom Safiental nach Vals im Val Lumnezia.
Bei der diesjährigen Etappe erfolgte aus logistischen Gründen zum mittlerweile dritten Mal die Anreise bereits am Vortag des ersten Wandertages. Die 6. Etappe startete genau dort, wo die 5. Etappe im Vorjahr aufgehört hatte – im Gasthaus Alpenrose in Juf (2.126 m), der höchstgelegenen ganzjährig bewohnten Siedlung der Schweiz. Als am späten Nachmittag unsere wanderhungrige Gipfelstürmer-Crew aus dem Reisebus stieg, standen fünf „vorausgeeilte“ Team-Mitglieder zur Begrüßung bereit. Ruud und Tobias hatten zu diesem Zeitpunkt bereits 340 Rad-Kilometer und 6.000 Höhenmeter in den Beinen. Bei ihrem Bike2Hike-Projekt radelten sie 3 Tage lang vom Startpunkt Füssen aus zunächst über das Hahntennjoch, schoben sich von Landeck aus 1.000 hm das Inntal hinauf bis zur Oberengadiner Seenplatte, rauschten den Maloja-Pass ins Bergell hinunter, genossen einen Panorama-Abend in Soglio und bezwangen am letzten Tag sowohl den Splügen-Pass als auch den Aufstieg aus dem Hinterrheintal nach Juf. Zum Begrüßungskomitee gehörten auch Steffen und Jochen. Auf ihrem Hike2Hike-Projekt wärmten sie die Gelenke auf und brachten sich so richtig in Wanderstimmung. Jochen wanderte 8 Tage lang vorab 200 km und 13.000 Höhenmeter auf dem Walserweg von Brand (Montafon) nach Juf und wurde die letzten 2,5 Tage ab Filisur (Albula-Tal) von Steffen begleitet. Der fünfte im Bunde war Hendrik, der auf seinem Climb2Hike-Projekt 6 Tage lang von Klettergebiet zu Klettergebiet tingelte – unter anderen im Murgtal beim Walensee sowie im legendären „Magic-Wood“ im Averstal. Beim Akklimatisierungs-Dorfspaziergang durch Juf und einem gemütlichen Abendessen trafen all die Anekdoten der unterschiedlichen Anreise-Projekte dann auf die Vorfreude der frisch eingetroffenen Team-Mitglieder.
Am nächsten Morgen präsentierte sich das Avers-Tal dann von seiner schönsten Seite – Traumwetter und hochsommerliche Temperaturen. Zum Auftakt schlängelte sich die Tour das Tal hinab von Weiler zu Weiler, immer wieder über schräge und sehr wenig begangene Wiesenpfade. Mittags wurden unsere Wanderer von Steffi und Simon, den Wirten der Walserstuba in Cröt, empfangen. Die Teller waren voll mit Grillfleisch, Kartoffeln und Salat. Gestärkt stand der Aufstieg zum Passo di Scengio (2.168 m), dem Übergang ins Valle di Lei, auf dem Programm. Von oben bot sich bei strahlend blauem Himmel ein Traumblick auf den Lago di Lei sowie die Berge auf der Westseite des Sees, u.a. den Piz Timun (3.211 m). Nach dem Abstieg zum See ging es über die Staumauer hinüber nach Italien zum Rifugio „Baita del Capriolo“, wo der Wirt Valentino unser Team auf seine ganz spezielle Art empfing. Es wurde ein grandioser Abend voller kulinarischer Highlights und geprägt von beeindruckender Gastfreundschaft. Die folgende Nacht war kurz – auf Grund einer Gewitterprognose für den frühen Nachmittag wurde die Abmarschzeit auf 03:00 Uhr gelegt. Valentino ließ es sich auch unter diesen Umständen nicht nehmen, für unser Team um 02:40 Uhr ein Frühstück zu zaubern. Ganz großes Kino! In zwei etwa gleich großen Gruppen – eine Sterla-Gruppe und eine Innerferrera-Gruppe – schlängelten sich dann für ungefähr zwei Stunden die Stirnlampen bei Sternenhimmel in Richtung Montespluga. Die Gruppe, die die ursprünglich geplante Route über den Passo di Sterla Settentrionale (2.830 m) wählte, erlebte ein echtes alpines Abenteuer in meist weglosem Gelände. Die Dunkelheit machte das ohnehin schon anspruchsvolle, teils extrem verblockte Gelände zur Herausforderung. Bravourös meisterten alle die Passagen zum Sterla-Pass und zum Gratpunkt (2.866 m) unterhalb des Piz Timun sowie den Abstieg über teils sehr lockeres Felsgelände zum Pass da Niemet (2.295 m). Hier, auf der Grenze zwischen der Schweiz und Italien, vereinten sich die Wege der beiden Gruppen wieder. Die zweite Gruppe stieg zunächst über die Alp Motta nach Innerferrera (1.480 m) ab und wanderte von dort auf der Via Alpina (Roter Weg) Strecke auf der Schweizer Seite durch das sehr abgelegene Südbünder Val Niemet durch unberührte Natur. Begleitet wurden die Weitwanderer dabei in der Dämmerung vom wilden Bach Ual da Niemet. Die Innerferrera-Gruppe erreichte das Zwischenziel „Rifugio Bertacchi“ (2.175 m) um 8 Uhr. Hüttenwart Luigi verwöhnte selbst zu dieser ungewöhnlichen Zeit das Team mit vorzüglicher Pasta. Frisch gestärkt entkam die Gruppe im Anschluss nach einem 2-stündigen Abstieg nach Montespluga Regen und Gewitter und konnte sich am Nachmittag verdient von der kurzen Nacht und über 20 km Wanderung erholen. Die Sterla-Gruppe kam nach Wegirrungen und einer schwierigen Passage nach einem Muren-Abgang um 10 Uhr bei Luigi am Rifugio Bertacchi an. Nach Pasta, Kuchen und Power-Nap war der Plan, um ca. 13 Uhr eine Wetterlücke zum Abstieg zu nutzen. Der Plan ging nicht ganz auf – es kam doch noch ein Regen- und Hagelschauer inklusive Gewitter. Nach einer Viertelstunde in Kauerstellung ging es weiter, die Sonne zeigte sich und die Wetterkapriolen waren schnell vergessen. Nach einem ereignisreichen Tag klang der Abend bei einem leckeren Essen im Albergo della Posta in Montespluga aus.
Tag 3 startete mit Sonnenschein und leichter Bewölkung in Montespluga. Die längste Tagesetappe mit geplanten 8 Stunden Gehzeit für ca. 23 km stand auf der Agenda. Zunächst 200 Höhenmeter hinauf auf den Splügenpass, wo es für unsere Wandergruppe zurück in die Schweiz ging. Dann 700 Höhenmeter hinunter ins Hinterrheintal nach Splügen. Mit der Überquerung des Hinterrheins wurde ein neues Kapitel aufgeschlagen – fortan verläuft der #exitoAlpenCross in den Westalpen. In Splügen hatte die Bäckerei Winker Marschverpflegung für unser Team vorbereitet, denn auf dem Weg ins Safiental lag keine bewirtschaftete Alp mehr auf dem Weg. Steil hinauf ging es direkt aus Splügen zur Stutzalp, zunächst auf einem Wiesenpfad und am Ende auf einem Wirtschaftsweg. Ab der Stutzalp wartete ein wunderschönes Hochtal auf die Gruppe, auf einem Bergpfad erreichten alle von Splügen aus nach weniger als 2,5 Stunden den höchsten Punkt, den Safierberg (2.486 m). Das Wetter blieb stabil, so dass der Übergang vom Hinterrhein ins Safiental zum Verweilen einlud. Der Blick ging weit ins Safiental, tief unten war die Rabiusa zu erahnen. Nach 2 Stunden Abstieg stand der Turrahus-Wirt Beda auf der Terrasse und lockte mit frischem Apfelkuchen – ein Traum. Die längste Etappe war am Ende problemlos und zeigte, wie fit das Team nach der monatelangen, gemeinsamen Vorbereitung war. Grund genug, zu feiern! Nach einem leckeren Abendessen im Turrahus war die Nacht für einige nur sehr, sehr kurz. Trotzdem waren zum Finale am letzten Tag (fast) alle Wanderer wieder fit und konnten den Übergang zwischen dem Safiental und dem Val Lumnezia über den Tomülpass (2.412 m) nochmal so richtig genießen. Geschlossen liefen bei Sonnenschein alle Weitwanderer um 13 Uhr auf dem Dorfplatz in Vals ein. Nach einem Bad im Dorfbrunnen wurden die glücklichen Gipfelstürmer beim Abschlussessen von Manuela und ihrem Team vom Gasthaus Edelweiss mit der Bündner Spezialität Pizokels verwöhnt. Spektakulär wurde es dann auch dieses Jahr nochmals auf der Fahrt im Reisebus durch das Val Lumnezhia, bevor der Reisebus die müden Wanderer dann sicher in die fränkische Heimat brachte.
Die 6. Etappe war mal wieder voller Highlights. Das Wichtigste wie immer: keine Verletzungen – alle sind gesund wieder in Nürnberg angekommen! Erstmals ein Hin und Her zwischen den Kulturen – mal in der Schweiz, dann wieder in Italien. Gastfreundschaft deluxe. Traumhaft schöne Natur. Spektakuläre Bergpanoramen. Immer das Wetter im Blick - es wurden verantwortungsvolle Entscheidungen getroffen, um dem Gewitter zuvorzukommen. Flexibilität bleibt gerade im gewitteranfälligen Juli wohl auch in Zukunft wichtig. Fest steht: die wohl bisher fitteste AlpenCross Wandergruppe. Die kalkulierten Wanderzeiten wurden regelmäßig pulverisiert. Wer Hilfe brauchte, wurde kompromisslos unterstützt. In Summe einfach ein Genuss! Das Blöde am AlpenCross bleibt die Wartezeit auf die nächste Etappe.
Ein besonderes Dankeschön geht auch dieses Jahr an unseren Ausrüstungspartner outdoortrends für die kompetente Beratung bei der Ausstattung unserer Wanderer! Einen Extra-Kick an Ausdauer-Leistung gab es für unsere Wanderer durch die neue Partnerschaft mit Xtract – das Start-up unterstützt mit seinem Pre-Workout-Shot Ausdauersportler durch eine patentierte Zusammensetzung aus OLE (Olivenblattextrakt), Magnesium, Vitamin C und Vitamin B6. Großes Danke an Victoria für die Korrespondenz vor und während der Tour mit den Unterkünften in ihrem Heimatland Italien. Auch dieses Jahr wieder ein spezielles Dankeschön an Dominik für die grandiosen Drohnen-Fotos und -Videos. Außerdem geht ein riesengroßes Dankeschön an alle Gastgeber für die sehr, sehr schönen Aufenthalte in den höchst unterschiedlichen Unterkünften. Und natürlich auch DANKE an Neukam-Reba für die sicheren Busfahrten.
Der AlpenCross war auch dieses Jahr mehr als einfach nur eine 4-tägige Wandertour - jeder Kilometer bedeutete einen Euro für kranke und schwerstbehinderte Kinder. Es ist ein „Geschenk", dass unsere Gipfelstürmer-Crew in der Lage ist, mit eigener Kraft auf der 4-tägigen Tour die Natur und die Berge zu erleben. Leider gibt es viele Kinder, für die das alles ein Traum bleiben wird. Auch an sie haben wir auf unserer Tour gedacht und haben die Alpenüberquerung zum Anlass genommen, für den Verein „Kinderschicksale Mittelfranken e. V." zu spenden. Für jeden gelaufenen Kilometer spenden wir einen Euro. Das macht bei 27 Teilnehmern und ca. 75 Kilometern sowie ungefähr 350 Punkte aus der offiziellen Vorbereitungs-Challenge aufgerundet stolze 2.500 Euro, über die sich der Verein und die Kinder SEHR freuen. Ziel des Vereines ist es, schwerstbehinderten und kranken Kindern zu helfen und deren Familien in Notsituationen zu unterstützen. Die Unterstützung ist nachhaltig ausgerichtet. Es ist unser Ziel, den Verein Jahr für Jahr und Etappe für Etappe auf dem Weg nach Nizza zu unterstützen.
Nach dem AlpenCross ist wie jedes Jahr vor dem AlpenCross. Die Planungen für die 7. Etappe sind bereits wieder voll im Gange. 2024 bleibt die 5-Tages-Route auf Schweizer Boden. Nach einem Thermen-Nachmittag in Vals und einem Auftakt-Abendessen im Gasthaus Edelweiss geht es am ersten Wandertag von Vals aus über das Furggelti (2.712 m) am Zervreilahorn vorbei zur Läntahütte (2.090 m). Auf die erste Hüttennacht in Graubünden folgen 3 weitere Übernachtungen in Tessiner SAC-Unterkünften. Über die Capanna Motterascio (2.172 m), die Capanna Scaletta (2.205 m) und die Capanna Bovarina (2.205 m) geht es über Greina-Hochebene immer in Richtung Lukmanier-Pass (1.916 m). Von dort zeigt die Route weiter in Richtung Westen mit einer letzten Nacht in der Capanna Cadlimo (2.570 m). Nach 5 intensiven Wandertagen mit 85 km und über 6.000 Höhenmetern wartet am Ende ein verdientes Abschlussessen auf der Gotthard-Passhöhe (2.106 m) auf unsere Weitwandergruppe. Von dort geht es dann 2025 weiter zum Simplon-Pass und damit mit großen Schritten immer weiter zum fernen Ziel nach Nizza an der französischen Mittelmeerküste. Die Côte d'Azur kommt näher, ein paar Jährchen nehmen wir aber noch mit kühlen Bergseen Vorlieb und warten geduldig auf den Badestrand in Südfrankreich.
---
#exitoAlpenCross, Fernwanderung vom Allgäu nach Nizza
Etappe 1, 2017: Pfronten - Oberstdorf
Etappe 2, 2018: Oberstdorf - Au im Bregenzer Wald
Etappe 3, 2019: Au im Bregenzer Wald - Bartholomäberg im Montafon
Etappe 4, 2021: Bartholomäberg im Montafon - Berghaus Vereina
Etappe 5, 2022: Berghaus Vereina - Juf im Avers
Etappe 6, 2023: Juf im Avers - Vals
Etappe 7, 2024: Vals - Gotthard-Passhöhe