exito AlpenCross 2022, Berghaus Vereina - Juf im Avers

5. Etappe auf dem Weg vom Allgäu nach Nizza

04. August 2022

exito AlpenCross 2022, Berghaus Vereina - Juf im Avers

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Mit Rekordbeteiligung fand im Juli 2022 die 5. Etappe unserer mehrjährigen Alpenüberquerung #exitoAlpenCross vom Allgäu nach Nizza statt. Ein echtes Fernwander-Abenteuer durch fünf Länder – zunächst fünf Etappen in den Ostalpen und dann mindestens 10-12 Etappen durch die gesamten Westalpen bis ans Mittelmeer. Eine Etappe besteht jedes Jahr standardmäßig aus vier Tagestouren - im Normalfall mit drei Hüttenübernachtungen. Die Alpenüberquerung folgt keinem bestimmten Weitwanderweg, sondern ist komplett selbst zusammengestellt. Die Route führt nicht möglichst schnell nach Nizza, sondern soll landschaftlich besonders reizvoll und abwechslungsreich werden. Die Tagesetappen sind mit bis zu neun Stunden konditionell fordernd, die Wege durchaus technisch anspruchsvoll. Alles in allem eine echte Herausforderung für unsere Gipfelstürmer.

Die ersten zwei Etappen führten uns 2017 und 2018 durch die Allgäuer Alpen, im ersten Jahr von Pfronten nach Oberstdorf, im zweiten Jahr von Oberstdorf über das Kleinwalsertal nach Au in den Bregenzer Wald. 2019 folgte eine Etappe durch das Lechquellengebirge und das Verwall, von Au im Bregenzerwald nach Bartholomäberg im Montafon. 2020 musste das Abenteuer auf Grund der Corona-Pandemie pausieren. Nach einem Jahr Unterbrechung wanderten unsere Gipfelstürmer 2021 im Rätikon und der Silvretta von Bartholomäberg bis zum Berghaus Vereina. An der Tilisunahütte überquerte die Weitwandergruppe erstmals die Grenze zur Schweiz und bewegte sich fortan im Kanton Graubünden. Eigentlich hätte die 4. Etappe 2021 bis zum Flüelapass geführt - die Natur machte unseren Gipfelstürmern jedoch einen Strich durch die Rechnung. Kurz vor den Jöriseen wurde unser Team von Blitz und Donner gestoppt, so dass die 4. Etappe offiziell am Berghaus Vereina beendet wurde. Damit stand fest, dass das fehlende Wegstück bis zum Flüelapass dieses Jahr nachgeholt werden musste. Die Planungen wurden angepasst und es entstand erstmals eine extra-anspruchsvolle 5-Tages-Etappe. 84,4 km und 5.125 Höhenmeter vom Berghaus Vereina bis nach Juf im Avers - zunächst in der Silvretta, dann in den Albula-Alpen und ab Bivio das Finale in der Plattagruppe. Das Wetter forderte unsere Wanderer erneut heraus und provozierte an 2 Tagen kurzfristige Planänderungen. Das große Ziel Juf, das höchstgelegene dauerhaft bewohnte Dorf der Schweiz, wurde aber wie geplant und ohne größere Probleme erreicht.  

Zum zweiten Mal fand aus logistischen Gründen die Anreise bereits am Vorabend des ersten Wandertages statt. Dieses Mal startete das AlpenCross-Abenteuer so, wie die letzte Etappe endete - im Alpintaxi „Vereinabus“. Nach der problemlosen Reisebus-Fahrt von Nürnberg nach Klosters beförderten zwei Kleinbusse unser Team auf abenteuerlichen Fahrwegen das Vereinatal hinauf zum Berghaus Vereina (1.944 m). Der Startpunkt der 5. Etappe präsentierte sich bei Traumwetter und hochsommerlichen Temperaturen von seiner schönsten Seite. Doch noch bevor unsere Gipfelstürmer so richtig im Gebirge angekommen waren, wurden sie mit der Gewitterprognose für den ersten Wandertag konfrontiert. Die Wettervorhersage war relativ klar - ab 15 Uhr sollte man am besten das Tagesziel erreicht haben. Da die Tagesetappe mit ungefähr 7 Stunden Gehzeit bis zur Grialetschhütte kalkuliert war und durchgängig durch alpines Gelände verlaufen würde, war der Plan ziemlich schnell klar. Die 5. Etappe sollte direkt mit einem Novum beginnen - Abmarsch um 4 Uhr mit Stirnlampe in Richtung Jöriseen. Bettina vom Berghaus Vereina machte bei dem Plan ohne zu zucken mit und bereitete nachts um 03:40 Uhr Frühstück für die Gruppe vor. Und auch das Flüela Hospiz Passhotel ließ sich nach telefonischer Rücksprache auf den Plan ein und sagte für 9 Uhr ein vorgezogenes Mittagessen auf der Terrasse zu. Manch Neuling in der Gipfelstürmer-Crew war bei der Vorstellung der nächtlichen Bergwanderung etwas mulmig zumute. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wusste dann aber jeder, warum die Stirnlampe zur Pflichtausrüstung gehörte. So schlängelten sich am nächsten Morgen 27 Stirnlampen wie Glühwürmchen vom Berghaus Vereina zu den Jöriseen. Kurz vor 6 Uhr bot sich in der Morgendämmerung eine herausragende Stimmung – auf der einen Seite die spektakulären Jöriseen und auf der anderen Seite ein herrliches Morgenrot. Für drei unerschrockene Badelustige war der Moment genau richtig, um direkt in den ersten Bergsee zu springen. Nach einer ausgiebigen Pause und einem weiteren kleinen Anstieg hatte die Crew dann um 07:15 Uhr das in der Wandergruppe so oft zitierte „Jöriflüelafurgga-Flüchli“ besiegt und durfte auf der Scharte unglaublich schöne erste Sonnenstrahlen genießen. Beim zweiten Anlauf durften unsere Weitwanderer damit die Jöriflüelafurgga (2.723 m) passieren und auch das frühe Aufstehen wurde durch ganz spezielle Naturmomente mehr als belohnt. Pünktlich um 9 Uhr standen 27 hungrige Wanderer bei Familie Frei am Passhotel Flüela Hospiz (2.383 m) auf der Sonnenterrasse und wurden u.a. mit leckeren Älplermagronen verwöhnt. Auf Grund der weiterhin unsicheren Wetterlage wurde der Abstecher auf das Schwarzhorn abgesagt und die Gruppe setzte die Route geschlossen über Fuorcla Radönt (2.785 m, höchster Punkt der 5. Etappe) zur Grialetschhütte (2.542 m) fort, wo alle Teilnehmer noch vor dem ersten Donner sicher ankamen. Spätestens jetzt waren alle glücklich und die nächtlichen Strapazen waren vergessen. Nach der ersten SAC Hüttennacht folgte eine Wanderung auf dem Kesch-Trek über den Scalettapass (2.606 m) zur Keschhütte (2.625 m). Die mit 13 km kürzeste Tagesetappe bekam mit ihren nur 600 Höhenmetern schnell den Beinamen „Ruhetag“ verliehen. Die Bade-Crew nahm das zum Anlass und unternahm noch einen sehr lohnenden Abstecher zu den Seen am Sertigpass. Bei herrlichem Sonnenschein bot das Umfeld der Keschhütte am Nachmittag Raum für allerlei Abenteuer – die Ambitionierten unternahmen einen Trailrun zum Gletscher am Piz Kesch, andere feierten eine Badeparty am Hüttensee und für viele war die Helikopter-Belieferung der Hütte ein echtes Spektakel. Auch der Hüttenabend mit eher unfreiwilliger Gitarreneinlage durch Gipfelstürmer Peter wird noch länger im Gedächtnis bleiben. Am dritten Tag erreichte das Team nach dem Abstieg über Chants in Bergün (1.367 m) den Wegpunkt, der die „Halbzeit“ der 5. Etappe markierte.

Neben einem Pizza-Mittagessen im Restaurant „Piz Ela“ standen in Bergün logistische Themen auf dem Programm. Ein Gipfelstürmer reiste planmäßig nach Hause, zwei Teilnehmer mussten verletzungsbedingt aufgeben und gleichzeitig stießen zwei Crew-Mitglieder zur Gruppe hinzu. In der Dorfbäckerei sowie im Dorfladen nahm die Gruppe ca. 30 kg vorbestellte Nahrungsmittel entgegen, um für ein weiteres Novum gerüstet zu sein, dem Übernachten und Kochen in einer Selbstversorgerhütte. Die Elahütte (SAC) auf 2.252 m war das Tagesziel an Tag 3. Mit extra schweren Rucksäcken schraubten sich bei großer Hitze 26 Gipfelstürmer auf teils extrem steilen Wald- und Wiesenpfaden hinauf zur Elahütte am Fuße des Tinzenhorns. Dort spielten sich dann bei herrlichem Wetter und vor grandiosem Bergpanorama Szenen wie im Pfadi-Lager ab. Das Kochteam feuerte den Holzherd an und bereitete ein vorzügliches Risotto vor, das neben einer zünftigen Brotzeit die müden Wanderer stärkte. Der Brunnen vor der Hütte diente der Katzenwäsche und kühlte zugleich die Getränke. Die Yoga-Begeisterten ließen sich vom Ambiente vor der Hütte zur einer Yoga-Einheit animieren. Besonders schön war der spontane Besuch von Hüttenwart Arthur, der Getränke-Nachschub auf die Hütte brachte und sich in der Abendsonne zum Risotto einladen ließ. Als der Abend zu Ende ging und alle im Hüttenschlafsack lagen, folgte ein Gewitter-Schauspiel. Am nächsten Morgen ging es direkt weiter – nur wenige Meter nach dem Tourenstart begann der Regen und schon bald blitzte und donnerte es. Routiniert nach der Erfahrung der letzten Etappe harrte das Team kauernd in einer Senke aus und nutzte dann ein 2-stündiges Wetterfenster, um über den Elapass zur Alp d’Err zu wandern. An der Alp war unsere Wandergruppe zum Mittagessen angekündigt - eigentlich ;-). Irgendwie war die Anmeldung jedoch nie bei den Älplern angekommen. Umso erstaunlicher, in welcher Geschwindigkeit die 5 Südtiroler ein absolut herausragendes 3-Gänge-Menü auf den Tisch zauberten. Wetterbedingt wurde das Essen zwischendurch in einen Kuhstall verlegt, was das Ganze noch abenteuerlicher machte. Da das Wetter zu unsicher blieb, musste das Orga-Team kurzfristig eine Alternativ-Route von der Alp d’Err zum Tagesziel Alp Flix aushecken. Statt über Fuorschela da Colm unternahmen unsere Wanderer einen ca. 6 km langen Umweg über Plaz Beischen zum Berghotel Piz Platta. Nach 3 Tagen ohne Dusche und kuscheligen Lager-Schlafplätzen waren die Zimmer bei Mary und Tobi der reinste Luxus. Das originelle 4-Gänge-Gourmet-Dinner war zudem die absolute Krönung. Am nächsten Morgen ging es zunächst gemütlich nach Bivio, um dann bei Sonnenschein nochmals ordentlich Höhenmeter auf den Stallerberg zu gewinnen. Nach einer ausgiebigen Pause komplettierte der Abstieg nach Juf die 5. Etappe. Beim Abschlussessen im Gasthaus Alpenrose erlebten unsere Gipfelstürmer einen Vorgeschmack, was am ersten Abend der 6. Etappe auf sie wartet. Spektakulär wurde es dann direkt nochmals auf der Fahrt im Reisebus durch das Averstal, bevor der Reisebus die müden Wanderer dann sicher wieder in die fränkische Heimat brachte.

Die 5. Etappe war extra-lang, extra-schön und ganz sicher in vielerlei Hinsicht sehr speziell. Erstmals 5 Wandertage. Rekordbeteiligung. Höhenmeter-Rekord. KM-Rekord (90 KM mit Gewitterumweg). Traumhaft schöne Natur. Spektakuläre Bergpanoramen. Tolle Schweizer Gastfreundschaft. Für viele Teilnehmer ging es deutlich raus aus der Komfortzone. Durch den vorbildlichen Team-Zusammenhalt wurden auch schwierige Situationen gemeistert und sich kompromisslos gegenseitig unterstützt. Es wurden in brenzligen Momenten verantwortungsvolle Entscheidungen getroffen, so dass dieses Mal nicht wieder das Wetter siegte. Kleine Blessuren werden heilen, die Erinnerungen an das Abenteuer werden bleiben.

Ein besonderes Dankeschön geht auch dieses Jahr an unseren Ausrüstungspartner outdoortrends für die kompetente Beratung bei der Ausstattung unserer Wanderer! Ein spezielles Dankeschön geht an Torsten von outdoortrends, der auch dieses Jahr wieder den weiten Weg auf sich nahm und das Team zum mittlerweile vierten Mal auf der AlpenCross-Strecke besuchte. Danke an Dominik für die grandiosen Drohnen-Fotos und -Videos. Danke an unser Kochteam, das die Elahütte zu einem unvergesslichen Erlebnis werden ließ. Außerdem geht ein riesengroßes Dankeschön an alle Gastgeber für die sehr, sehr schönen Aufenthalte in den höchst unterschiedlichen Unterkünften. Und natürlich auch DANKE an Neukam-Reba und den Vereinabus für die sicheren Busfahrten.

Der AlpenCross war auch dieses Jahr mehr als einfach nur eine 5-tägige Hüttentour - jeder Kilometer bedeutete einen Euro für kranke und schwerstbehinderte Kinder. Es ist ein „Geschenk", dass unsere Gipfelstürmer-Crew in der Lage ist, mit eigener Kraft auf der 5-tägigen Tour die Natur und die Berge zu erleben. Leider gibt es viele Kinder, für die das alles ein Traum bleiben wird. Auch an sie haben wir auf unserer Tour gedacht und haben die Alpenüberquerung zum Anlass genommen, für den Verein „Kinderschicksale Mittelfranken e. V." zu spenden. Für jeden gelaufenen Kilometer spenden wir einen Euro. Das macht bei 29 Teilnehmern und ca. 90 Kilometern sowie ungefähr 1.000 offiziellen Vorbereitungskilometern aufgerundet stolze 4.000 Euro, über die sich der Verein und die Kinder SEHR freuen. Ziel des Vereines ist es, schwerstbehinderten und kranken Kindern zu helfen und deren Familien in Notsituationen zu unterstützen. Die Unterstützung ist nachhaltig ausgerichtet. Es ist unser Ziel, den Verein Jahr für Jahr und Etappe für Etappe auf dem Weg nach Nizza zu unterstützen.

Nach dem AlpenCross ist wie immer vor dem AlpenCross. Die Planungen für die nächste Etappe sind auch jetzt bereits voll im Gange. Über den Lago di Lei, Montespluga und das Turrahus führt Etappe 6 unsere Gipfelstürmer bis nach Vals. 2023 kann kommen ;-)

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#exitoAlpenCross, Fernwanderung vom Allgäu nach Nizza

Etappe 1, 2017: Pfronten - Oberstdorf
Etappe 2, 2018: Oberstdorf - Au im Bregenzer Wald
Etappe 3, 2019: Au im Bregenzer Wald - Bartholomäberg im Montafon
Etappe 4, 2021: Bartholomäberg im Montafon - Berghaus Vereina
Etappe 5, 2022: Berghaus Vereina - Juf im Avers
Etappe 6, 2023: Juf im Avers - Vals


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